Vergesellschaftungen

Vergesellschaftug (VG`s) ist der Ausdruck für das Zusammenbringen von Frettchen, die sich nicht kennen.

Frettchen zu vergesellschaften ist nicht immer besonders einfach, doch leider scheitert es oft am Menschen, der zu früh aufgibt. Liebe auf den ersten Blick gibt es bei Frettchen nur selten.

 

Warum der Stress einer VG?

Frettchen sind Gruppentiere und sollen nicht einzeln gehalten werden. Viele Anfänger machen den Fehler, sich nur ein Frettchen zu holen, da das ja viel anhänglicher wird – ja klar, weil es sonst niemanden hat. Tatsache ist aber, dass Frettchen immens leiden, auch wenn man es ihnen nicht ansieht. Sie werden mit dem Alter andern Frettchen gegenüber sehr aggressiv, verhalten sich frettchenuntypisch und werden auch verhaltensgestört – was wir Menschen meistens süß finden, weil sie sich dann mehr auf uns beziehen.

Wer sein Frettchen wirklich liebt, wird ihm auch einen Partner schenken.

Welche Frettchen passen zusammen?

Die Frettchen sollten zumindest in der gleichen Altersklasse sein. Junge Frettchen sind sehr aufgedreht und haben Energie ohne Ende, das kann für Ältere sehr anstrengend sein. Ältere Frettchen haben nicht so eine große Spielausdauer wie Jüngere und die können sich dann ganz schön langweilen. Wenn zu einem älteren Frettchen (zB. 3 Jahren) ein Welpe einziehen soll, kann das oft sehr problematisch sein, da wäre es besser, 2 Welpen zu nehmen, damit die weiter miteinander spielen können, während der etwas ältere schon wieder schlafen geht.

 

Wer sucht das/die neue/n Frettchen aus?

Es ist wichtig, dass das bestehende Frettchen sich seinen Partner/in selbst aussuchen darf. Es wird schon viel in den ersten Minuten entschieden und ein ruhiges Aufeinandertreffen kann schon zeigen, wer dem eigenen Frettchen sympathisch ist und wer nicht. Nicht immer können sich Frettchen gut riechen und im eigenen Zuhause jemanden vorgesetzt zu bekommen ist manchmal sehr verstörend für die Frettchen. Wir suchen uns ja auch unsere Freunde selbst aus und so sollten das auch die Frettchen machen dürfen.

Man sollte aber beachten, dass ALLE Frettchen geimpft und wenn vom Alter her möglich auch schon kastriert sind. Unkastrierte Rüden können in der Ranz aufdringlich und eher aggressiv gegenüber anderen Frettchen sein.

Der Rüde mit dem grünen Geschirr hatte Glück, er durfte sich seine beiden neuen Freunde selbst aussuchen und genoss die Zeit mit den 9 Welpen.

 

Wo sollte man vergesellschaften?

Der erste Kontakt der Frettchen sollte unbedingt auf neutralem Boden stattfinden. Einer Wiese, im Wald beim Spazierengehen, in einem Zimmer, das nicht für Frettchen  bestimmt ist und niemand Revieranspruch hat. Im eigenen Revier werden die neuen Frettchen oft als Feinde angesehen und gleich vertrieben.

 

Nanu, wer bist denn du?

Frettchen haben ihren Personalausweis am Popo, weshalb sie auch immer dort schnüffeln um zu erkennen, wer ihnen da gegenüber steht. Die Analdrüsen gibt immer einen leichten Geruch ab, den die Frettchen überprüfen. Danach wird entschieden, wie die neue Bekanntschaft aufgenommen wird. Weitergeschnüffelt wird dann am Kopf und an den Ohren und so manche sympathischen Frettchen fangen auch gleich an sich gegenseitig zu putzen.

Um die Situation positiv zu bestärken oder etwas aufzulockern, kann man die beiden Frettchen auch gemeinsam an Vitaminpaste schlecken lassen. Gemeinsame positive Erfahrungen sind für alle Beteiligten sehr wichtig.

 

Das neue Zuhause

Im neuen Zuhause angekommen soll der Neuling erstmal alles erkunden, das bestehende Frettchen entweder mit Paste ablenken oder in ein anderes Zimmer bringen. Nicht im Käfig einsperren und das Neue davor herumlaufen lassen, das könnte das bestehende Frettchen aggressiv machen, da es sich ausgeschlossen und vernachlässigt fühlt.

Wenn alles erkundet wurde, kann man das bestehende Frettchen dazulassen und schauen, was passiert. Wenn sich die Beiden begegnen, am besten etwas Paste bereithalten, sollten die zwei aufeinander losgehen. Paste ist oft sehr hilfreich, was VG´s angeht, da sich die meisten Frettchen dadurch ablenken lassen.

In der ersten Zeit sollten die Frettchen viel Platz zur Verfügung haben, damit sie sich auch aus dem Weg gehen können.

 

Revierkämpfe

Viele bestehende Frettchen verteidigen ihr Revier bis aufs Blut. Bissverletzungen im Nacken sind nicht unüblich bei Vergesellschaftungen. Frettchen wollen den Gegner unterdrücken, packen ihn im Nacken und beginnen sich zu drehen, die sogenannte Todes- oder Krokodilrolle. Wenn das neue Frettchen auf dem Rücken liegt ist es quasi unterworfen. Doch die Neuen wollen natürlich auch Herr sein und kämpfen fleißig zurück. Oftmals werden kleine Haarbüschel ausgerissen.

Neben dem Beißen wird auch oft abgedrüst, das heißt, die Frettchen entleeren ihre Analdrüsen und duften alles voll. Es wird wild gequietscht, schnell gegackert, gefaucht und auch geschrien.

Manche Frettchen werden richtig hysterisch und schreien alles und jeden zusammen und werden dann auch bei den kleinsten Bewegungen immer nervöser. Angsthäufchen oder plötzliches urinieren sind ebenfalls nicht unüblich. Eine VG kann manchmal sehr stressig sein und das nicht nur für die Frettchen. Das laute Geschrei und gequietsche geht uns Menschen immer unter die Haut und wir wollen das arme verstörte Wesen beschützen und auch retten.

Video über eine laute Vergesellschaftung

 

Veraltete Methode

Viele langjährige Frettchenbesitzer schwören auf eine ganz andere Methode: einfach die beiden Frettchen gemeinsam in ein Zimmer sperren und die Beiden sich selbst überlassen. Dass das manchmal total in die Hose gehen kann, haben wir leider schon zu oft erfahren müssen. Manche Frettchen sind viel sensibler und kommen mit so einer Situation gar nicht zurecht, wo man als Mensch aber gut eingreifen und helfen kann. Wir als Verein unterstützen diese Methode nicht.

 

Wer ist denn nun der Chef?

Nicht immer ist uns Menschen klar, wer denn nun der Chef ist. Viele Frettchen stellen sich mehrmals den Kämpfen und versuchen so an die Macht zu kommen. Die Frettchen machen das immer unter sich aus.

Aber auch in bestehenden Gruppen kann es durchaus vorkommen, dass es hin und wieder zu einem Machtkampf kommt und sich die Führung abwechselt.

Eine gemeinsame Mahlzeit kann ein guter Anfang zu einer langen Freundschaft sein.

 

Du Zicke!

Fähen gelten bei VG´s immer als Zicken und Diven. Sie wollen niemanden – und schon gar keine weitere Fähe – in ihrem Reich haben und führen sich auf, als ginge es um Leben und Tod. Dass das neue Frettchen dabei oft gar nichts tut und nur steht und schaut, ist den Zicken oftmals egal. Sie führen sich auf und ziehen eine richtige Show ab. Gerade bei solchen Fähen muss man stark sein und sie “leiden” lassen.

Zicken sind allerdings nicht zu unterschätzen, da sie oft sehr hinterlistig sind. Sie verschanzen sich in einer Röhre und schießen blitzschnell hervor, beißen den Neuling und verschwinden wieder mit lautem Geschrei. Zicken sind auch oft die Chef´s in der Gruppe, da sich kein friedfertiges und gemütliches Frettchen mit so einer Kampfdiva anlegen möchte. Zicken benötigen mitunter die meiste Zeit um sich an andere Frettchen zu gewöhnen.

 

Entschuldigung, sprechen die frettisch?

Viele Frettchen, die lange alleine waren, wollen anfangs keine anderen Frettchen akzeptieren. Je früher man Frettchen vergesellschaftet, desto besser. In den ersten Lebensmonaten kann es hierbei schon zu starken Veränderungen im Verhalten der Frettchen kommen. Leider sind viele schon nach 5 Monaten von anderen Frettchen eingeschüchtert und wissen nicht, was sie “damit” anfangen sollen. Leider verlernen auch viele Frettchen die Sprache ihrer Artgenossen und werden dadurch zu Härtefällen.

 

Hallo Nachbar!

Um Frettchen leichter aneinander zu gewöhnen, kann man zB. Schlaftücher mit den Gerüchen austauschen, damit sich die Frettchen an den Geruch des anderen gewöhnen können. Ebenfalls kann man den/die Neue/n auch in einen kleineren Käfig vor die Tür des eigentlichen Käfigs stellen, damit sie sich immer gegenüber sind. Durch das Gitter können sie sich beobachten und auch riechen, was es für viele einfacher macht.

Wenn das neue Frettchen bereits da ist, sollte es auch nicht mehr weg. Die neuen Freunde müssen sich an die Gesellschaft des anderen gewöhnen und wenn man dabei längere Pausen macht, in denen sich die Frettchen nicht sehen, kann man immer wieder von vorne beginnen. Ist das Frettchen also mal da, soll es auch bleiben.

 

Gib mir noch ein bisschen Zeit

VG´s bei Frettchen sind sehr oft eine langwierige Geschichte. Manche verstehen sich nach wenigen tagen total super, andere brauchen 1 Monat, andere ein halbes Jahr um sich richtig zu verstehen. Frettchen und deren Beziehungen zueinander brauchen viel Zeit und Geduld. Nur weil sie nicht gleich von Anfang an miteinander schlafen und spielen heißt das nicht, dass sie sich nicht mögen, sie brauchen einfach etwas mehr Zeit und die sollten sie auch bekommen.

 

Ich kann dich nicht hören!

Taube Frettchen gelten als schwer vergesellschaftbar – das können wir aber nicht bestätigen. Bei tauben Frettchen ist eben das Problem, dass sie es nicht merken, wenn jemand von hinten an sie rankommt und dann plötzlich am Popo schnüffelt. Taube Frettchen erschrecken dann sehr oft und schreien und quietschen. Da taube Frettchen ihre eigenen Geräusche nicht hören, sind sie oft unverständlich für hörende, denn die wissen nicht so genau, warum ein falsches Geräusch kommt. Hörende Frettchen merken aber meist sehr schnell, dass mit dem Gegenüber etwas nicht stimmt und stellen sich sehr schnell auf die “Behinderung” des Neulings ein.

Bei tauben Frettchen ist es manchmal sogar ein Vorteil, dass sie nichts hören, da sie auch die Angstschreie, das Gefauche und Gemeckere der anderen nicht hören können und somit komplett unbeeinflusst sind von ihrem Gegenüber. Das verstört natürlich die Hörenden und sie sind für einige Zeit total perplex, weil sie nicht wissen, warum das andere Frettchen nicht auf seine Drohungen reagiert.

Diese süße Vierergruppe sind ehemalige Pflegefrettchen, der Rüde rechts im Bild ist taub.

 

Ein neues Frettchen in eine bestehende Gruppe integrieren

Eine bestehende Gruppe aus mind. 2 Frettchen ist meist sehr harmonisch und ausgeglichen. Wenn nun ein neues Frettchen dazu kommt, kommt es meist auch zu Eifersuchtsszenen. In einer größeren Gruppe findet sich meistens ein Frettchen, das sich mit dem neuen recht schnell versteht und es gut aufnimmt.

Meist is bei einer größeren Gruppe ein Störenfried, der das neue Frettchen nicht akzeptiert. Aber wenn die Mehrheit sich mit dem neuen angefreundet hat, wird auch der letzte Zweifler zum Freund.

Da man seine eigenen Frettchen am besten kennt, sollten immer erst die Lieben und Umgänglichen den Anfang mit den neuen Frettchen machen.

 

Wann läuft eine Vergesellschaftung gut und wann nicht?

Gute Entwicklungen:

*gemeinsames Fressen von Paste oder anderen Leckerchen

*immer weniger Rangkämpfe (kann durchaus wieder mehr werden,   aber sollten dann nicht mehr so heftig sein)

*mehr Miteinander und Nebeneinander

*das neue Frettchen wird nicht permament verfolgt oder vertrieben

*Beschnuppern ohne Rangkämpfe

*in der Nähe des andern sein/schlafen

*miteinander kuscheln und schlafen

*gegenseitiges putzen

*gemeinsames spielen

 

Schlechte Entwicklungen:

*stark verkrustete Wunden

*Frettchen werden ständig verfolgt und bekämpft

*werden bei Annäherung sofort vertrieben

*Gewichtsabnahme und Lustlosigkeit

*stressbedingter Durchfall

*schwere Bissverletzungen

*Panikattacken

*Frettchen werden von Futter- und Wasserplatz vertrieben

*Zahl der Rangkämpfe nimmt zu

 

Herrchen, gib uns nicht auf!

Frettchen brauchen manchmal wirklich länger um einzusehen, dass man ihnen mit einem Partner nur etwas gutes will. Gebt nicht auf! Sucht euch Hilfe in Frettchenforen oder kontaktiert eine Frettchenhilfe. Langjährige Frettchen- und Vergesellschaftungserfahrungen können hier für Erfolg oder Misserfolg ausschlaggebend sein.

 

Was tun, wenns nicht klappt?

Was aus dem neuen Frettchen werden soll, wenn die VG nicht funktioniert überlegen sich anfangs nur wenige. Seriöse Züchter und Frettchenhilfen nehmen die Frettchen natürlich zurück. In Zoofachgeschäften und bei Privatverkäufen hat man da keine Chanze und man muss ich selbst um ein neues Zuhause suchen. Kontaktiert am besten eine Frettchenhilfe, die kann euch bestimmt weiterhelfen.