Beißen, Zwicken oder doch nur Spielen?

Der Frettchenbiss 

Das Gebiss unserer kleinen Vampire ist zum Zubeißen sehr gut ausgestattet. Vor allem die großen scharfen Eckzähne können Verletzungen hervorrufen.

Frettchen können auf unterschiedliche Art zubeißen:

  • lang anhaltender einmaliger Biss (oft mit Maulsperre verbunden)
  • Nachbeißen oder Tackern (mehrmaliges Zubeißen, die Bisse werden oft fester mit jedem weiteren Biss)
  • festes Zwicken (oft in Kombination mit vorherigen Abschlecken)
  • Zwicken (gerne in Zehen zur Spielaufforderung)
  • Knabbern (keine Verletzungsgefahr)

 

Beliebte Beißstellen am menschlichen Körper: 

  • Zehenhand
  • Haut zwischen Daumen und Zeigefinger, Daumenballen
  • gesamte Hand, Finger
  • Nase
  • Ohren
  • Nacken
  • Unterarm
  • Unterschenkel

 

Warum beißen Frettchen?

Primär muss immer die Bissart unterschieden werden, nicht alle Bisse haben die gleiche Aussage und den selben Auslöser. Frettchen brauchen nicht zwingend einen Grund um zuzubeißen, aber wie bei allen Tieren kann es auch nur ein minimaler Auslöser sein und die Frettchen tackern drauf los.

Hier einige auslösende Faktoren: 

  • Hunger und/oder Durst
  • Angst
  • Schmerzen
  • Herkunft
  • Alter
  • Spiel
  • fehlender Bezug zum Menschen
  • Düfte von Parfums
  • Misshandlungen (oft Geschlechtsbezogen)
  • Eifersucht auf andere Frettchen
  • Einzelhaltung
  • Frustration durch zu wenig Auslauf
  • Gehirntumor
  • Hybrid

 

Problemfindung

Sollten sie ein beißendes Frettchen zu Hause haben, versuchen sie die oben genannten Faktoren nach der Reihe auszuschließen. Es ist nicht immer einfach, sich an die Dinge heranzutrauen, aber manchmal sind es eben Kleinigkeiten, die manche sensiblen Frettchen nicht vertragen und deshalb ihren Unmut gleich mal raushängen lassen und ihre Besitzer für falsche Handhabung bestrafen.

Hunger und Durst: ausreichend Wasser und Futter anbieten. Wenn sie beim Reinstellen des Futter gebissen werden, sind die Frettchen ungeduldig und wollen, dass alles schneller geht – am besten gestern. Versucht die Frettchen aus der Hand zu füttern um ihnen klar zu machen, dass ihr der Futterlieferant seid und es ihnen nichts bringt, wenn sie beißen.

Schmerzen: Vor allem Frettchen die sich wo verfangen haben oder feststecken beißen aus Angst und Schmerz zu. Hier heißt es: beherzt zugreifen. Das Frettchen muss so schnell wie möglich aus der Situation befreit werden. Sollten schwere Verletzungen vorliegen muss sofort ein Tierarzt aufgesucht werden.

Herkunft und fehlender Bezug zum Menschen: Viele Frettchen aus schlechter Haltung sind es nicht gewöhnt angefasst zu werden. Sie wurden evtl. als Welpen nicht auf den Menschen geprägt und haben niemals eine menschliche Hand als positiv empfunden. Vor allem Frettchen aus Hinterhofhaltungen oder Minikäfigen beißen aus Frust und Unwissen gerne mal zu. Wenn Frettchen nicht von Anfang an an Menschen gewöhnt sind, gibts hier oft Probleme. Hier sollte langsam eine Vertrauensbasis geschaffen werden (siehe unten).

Alter: Welpen kennen noch keine Spielregeln für das Leben und beißen wie bei ihren Geschwistern herzhaft zu. Sie müssen erst lernen, dass Menschenhände empfindlich sind und nicht gleich als Spielzeug gebraucht werden dürfen – vor allem nicht zum testen der Zähne und Kraft. Welpen müssen erzogen werden, was immer konsequent und streng sein sollte. Sie müssen den deutlichen Unterschied merken, was sie dürfen und was nicht. Hier kann man verschiedene Techniken anwenden (siehe unten).

Düfte: manche Frettchennasen reagieren sehr stark auf die unnatürlichen Gerüche von uns Menschen. Manche Parfums sind sehr stark und können z.B. in der Nase weh tun oder brennen. Gegen diesen 2Menschengestank” will man sich natürlich wehren. Vergewissert euch, dass ihr nicht zu dicken Duft auftragt, wenn ihr euch mit euren Frettchen beschäftigt.

Angst und Misshandlungen: sind leider mithin die Hauptgründe, warum Frettchen beißen. Schläge, Tritte und herum geschmissen zu werden ist für Frettchen die reinste Hölle. Man darf sich nicht wundern, wenn solche Frettchen zubeißen, bevor ihnen noch einmal etwas passiert. Dass es ihnen auf einem anderen Platz vielleicht nichts mehr passiert ist ihnen egal. Sehr viele Frettchen leiden noch Monate oder auch Jahre an solchen Misshandlungen. Wie ihr das Vertrauen aufbauen könnt, lest ihr unten. Hierbei kommt es auch oft zu einer geschlechterbezogenen Angst. Werden Frettchen immer von einem Mann oder einer Frau misshandelt, werden sie möglicherweise auch zukünftig aggressiv und panisch auf dieses Geschlecht reagieren.

Eifersucht auf andere Frettchen: Aufmerksamkeit mag jeder, manche auch lieber als andere und wenn sie die nicht bekommen, dann wird zugebissen um Aufmerksamkeit zu bekommen. Auch wenn man öfters gebissen wird wollte man hier mehr und intensiver mit dem “Beiß”-Frettchen spielen, damit es nicht mehr eifersüchtig wird.

Frust und Einzelhaltung: Wer in einem Minikäfig sitzen muss, schiebt eine Menge Frust mit sich herum. Frettchen schlafen zwar sehr viel haben aber in ihrer Wachphase einen großen Bewegungsdrang und wollen Spielen und Toben. Wenn sie das nicht bekommen, werden sie aggressiv und frustiert und wollen auch nichts mehr von ihren Besitzern wissen, die sie vernachlässigen. Hier ist die Lösung ganz einfach: Viel Auslauf,  verschiedene Spiele, Liebe und Zuneigung und das mehrere Stunden am tag.

Gehirntumor: Wenn ein wirklich braves und absolutes Nicht-Beisser-Frettchen plötzlich voller Aggressionen zubeißt und das nicht nur gegen ihre Menschen sondern auch gegen ihre Mitbewohner, dann kann der Grund ein Gehirntumor sein. Dies sollte umgehend bei einem Tierarzt abgeklärt werden.

Hybriden: Hybriden sind Mischlinge aus Frettchen und Iltis und haben zur Hälfte die Gene des wilden Elternteils. Was nun ein Hybrid ist und wie man damit umgeht, könnt ihr hier nachlesen: Hybriden.

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Drohgebärde beim Spielen

 

Erziehung

Das böse böse Frettchen, das sich nicht benehmen kann, muss natürlich erzogen werden. Wichtig ist, dass Erziehung bereits im Welpenalter anfängt. Die kleinen Frettchen müssen sofort lernen, dass Hände von Menschen (oder Füße) nichts zum Spielen sind und auch nicht als Kaustangen verwendet werden dürfen.

  • NEIN! AUS! Kennen die wenigsten Frettchen. Da Frettchen sich aber dümmer stellen als sie wirklich sind, kann man es ihnen aber beibringen, was sie dürfen und was nicht. Immer wenn die Frettchen etwas machen, was sie nicht dürfen (Beißen, daneben machen, wo rauf klettern etc.) sofort ein wirklich strenges und böses NEIN oder AUS aussprechen. Man muss wirklich den Tonfall verändern, damit die Frettchen merken, dass man es ernst meint.
  • Nackengriff: Frettchenmütter nehmen ihre Kinder immer in der Trageschlaufe, also in der großen Nackenfalte, wo genug Fell und Fett vorhanden ist, der Griff ist auch für das Bestrafen sehr wichtig. Wenn das Frettchen beißt, schnell im Nacken packen und auf den Boden drücken. Das ganze mit einem strengen NEIN unterstreichen und das Frettchen für einige Sekunden so halten. Danach loslassen und weiterspielen als wäre nichts passiert. Manche Frettchen beißen dann gleich nochmal zu, hier darf man das Spiel nicht verwechseln. Wenn sie immer wieder gleich zubeißen, aus dem Griff lösen und das Frettchen wegschubsen, dass es etwas anderes zum Spielen findet oder eben gleich wieder in den Nackengriff. Hier heißt es: konsequent sein. ACHTUNG: Schütteln während des Nackengriffs ist absolut zu unterlassen!! Manche heben ihre Frettchen hoch und halten es vor das Gesicht und schimpfen mit ihnen. Wir persönlich finden das nicht gut, da das nicht “frettchenart” ist, im frettischn wird eben auf den Boden gedrückt, wie bei den Artgenossen auch.
  • Isolation – Auszeit in der Transportbox: Kann als Anschluss an die beiden oberen Aktionen folgen. Wenn das Frettchen bereits ein NEIN und den Nackengriff erfahren hat, kann man nun das Frettchen im Nackengriff belassen und in eine Transportbox stecken und in Auszeit schicken. Die Auszeit sollte an einem Ort geschehen, wo das Frettchen keine frei Sicht auf Artgenossen oder Besitzer hat. Am Besten man stellt die Box um die ecke oder in einen anderen Raum oder auf den Käfig, aber eben so, dass das Frettchen nichts im Raum sehen kann. Das Frettchen bleibt nun dort für ca. 15-30 Minuten oder je nachdem, wann es sich beruhigt. Danach wird es kommentarlos geholt und wieder rausgelassen und es kann weiter gespielt werden. Sollte gleich eine Beißattacke folgen, fängt das ganze Spiel von vorne an. Nackengriff, böses NEIN und ab in die Box. ACHTUNG: eine Auszeit im Käfig ist keine Bestrafung! Dort gibts es Futter, Wasser, viele Kuschelsachen, evtl. etwas zum Spielen, und man kann durch das Gitter die frettchenfreunde und den Besitzer sehen. Das macht doch Spaß und wird nicht als Bestrafung angesehen.

WICHTIG Das wichtigste nach einer Bestrafung ist aber ein positives Lob. Ws bringt nichts, wenn man Frettchen immer nur für etwas bestraft, ihnen aber nicht zeigt, wie schön es ist, wenn sie etwas richtig machen. Deshalb immer Paste beriet halten und auch zwischendurch mal loben, ohne dass sie etwas getan haben.

 

Vertrauen schaffen

Frettchen sind sensible Tiere und brauchen oft einen Schubs, damit sie dem Menschen etwas vertrauen. Hier einige tipps, um das Vertrauen der Angsthasen für sich zu gewinnen.

  • ruhig bleiben: schon verängstige Frettchen sind gegenüber hektischen Bewegungen sehr ängstlich und beißen dann aus Angst zu, wenn eine Hand zu schnell auf sie zukommt
  • Paste: es sollte zumindest am Anfang nicht ohne Paste angegriffen werden. Die Paste ist ein gutes Hilfsmittel um sich bei Frettchen einzuschleimen und ihnen die Angst zu nehmen.
  • richtiges Angreifen: nicht von oben auf Frettchen greifen, sie haben Angst, dass ihnen etwas passiert. Besser von den Seiten oder von unten angreifen. Frettchen die ängstlich sind, beobachten die Hand ganz genau: von wo kommt sie und wo geht sie hin, bei Gefahr wird attackiert.
  • Lieb aber bestimmend: die Frettchen müssen lernen, dass sie sich auf euer verlassen können. Seid lieb zu ihnen, verwöhnt sie so gut es geht, seid aber auch bei schlechtem Verhalten die Bösen und bestraft sie dafür. Sie müssen lernen, was sie dürfen und was nicht.
  • mal beißen lassen: da die Frettchen bis jetzt immer nur die Erfahrung gemacht haben, dass auf einen Biss etwas negatives folgt, wie z.B. Schläge oder sonstiges, müssen sie lernen, dass diesmal nach dem Beißen nichts passiert. Ganz besonders heikel ist diese Lektion für den Frettchenbesitzer, da manche Frettchen nicht gleich loslassen und hemmungslos drauf tackern, was das Zeug hält.
  • Keine Handschuhe verwenden: Handschuhe können noch so nach Mensch riechen, sie sind und bleiben aber für Frettchen bedrohlich. Ein Angstfrettchen niemals mit Handschuhen anfassen, auch wenn es beißt. Das Frettchen lernt dadurch nämlich nichts, auch nicht, dass es nicht beißen darf, eher noch, dass es dem Menschen nicht weh tut, wenn man ihn beißt. Frettchen müssen lernen, dass Menschenhaut nicht dick ist und es weh tut, wenn man da reinbeißt. Wenn Frettchen immer beißen, wenn man sie anfassen will, immer mit Paste arbeiten und alles ruhig und langsam machen.
  • Klicker-Training: durch tägliches Klicker-Training kann eine bessere Frettchen-Mensch-Beziehung aufgebaut werden und dadurch das Vertrauen gestärkt werden. Einfache Übungen wie im Kreis drehen oder Rolle machen kapieren Frettchen sehr schnell und durch die ständige Beschäftigung und Belohnungen können sich die Frettchen gut an ihre Bezugspersonen gewöhnen und auch Vertrauen fassen.

 

Natürlich kann man noch unzählige andere Varianten anwenden um Frettchen an einen zu gewöhnen. Auch Zwangskuscheln gehört hier dazu. Man muss die Situationen erst einmal einschätzen können um zu sagen, welches Beißen sich bei seinem Frettchen äußert. Oftmals werden Angstbeißer als aggressiv eingestuft, dabei sind sie einfach nur unsicher und mit vielen Situationen überfordert.

Leider sind nicht alle Frettchen von ihrer Beißwut abzubringen – man muss aber so früh wie möglich lernen, damit umzugehen. Mit der Zeit stellen sich auch die Beißer auf ihre Besitzer ein und lernt, mit dem Frettchen umzugehen und man schafft zumindest eine Basis, mit der man die Frettchen halbwegs unter Kontrolle hat.

Versucht Konfrontationen und Stresssituationen zu vermeiden.  Mit der Zeit merkt ihr, wann eure Frettchen gerne zubeißen möchten, weil sie nicht mehr wissen, was sie sonst machen sollen. Versucht genau diesen Situationen aus dem Weg zu gehen und eine alternative anzubieten.